Volksantrag Ländle leben lassen

Auf sprichwörtlich fruchtbaren Boden fiel der Start des landesweiten Volksbegehrens zum Flächenschutz auf dem Aalener Wochenmarkt, denn hierher kommen viele Kund*innen aufgrund des großen Angebotes frischer, regionaler Lebensmittel, die auf den landwirtschaftliche Nutzflächen im Umland wachen. Am Informationsstand gab es lebhafte Diskussionen wie man im Interesse kommender Generationen Natur und wertvolle landwirtschaftliche Nutzflächen bewahren kann.

Der landesweite Flächenverbrauch – also die Umwandlung von unbebauter Natur in Siedlungs- und Verkehrsflächen – lag in Baden-Württemberg in den letzten Jahren im Schnitt bei 5 bis 6 Hektar pro Tag, und aktuell ist sogar ein erneuter Anstieg zu verzeichnen, verursacht unter anderem durch den „Flächenfraß-Paragraphen“ 13b im Baugesetzbuch. Das ist deutlich zu viel, denn mit jeder neu versiegelten Fläche gehen Böden für die Lebensmittelproduktion, Landschaften, seltene Lebensräume und Biotope unwiderruflich verloren. Doch unser Boden ist eine endliche Ressource, mit der wir verantwortungsbewusst und sparsam umgehen müssen, um unsere eigene Lebensgrundlage zu erhalten.

Wir opfern Wiesen, Wälder und Felder ausgedehnten Betonwüsten und erschließen neue Wohn- und Gewerbegebiete, anstatt bestehenden Siedlungsflächen neues Leben einzuhauchen. Der stetig voranschreitende Flächenfraß ist eines der gravierendsten Umweltprobleme unseres Bundeslandes und bedroht nicht nur die hiesige Natur und Landwirtschaft, sondern auch die Lebensqualität in unserer Heimat. Schaut man auf die letzten 50 Jahre, so haben die letzten zwei Generationen  so viel neue Siedlungsfläche in Anspruch genommen wie  80 Generationen zuvor.

Hubert Kucher, Vorsitzender des Bauernverbandes Ostalb-Heidenheim gehört zu den Intiatoren des Volksbegehrens, das Bauernverbände und Naturschützer in einem größen landesweiten Bündnis aus 15 Organisationen vereint:

„Die Natur kann es sich nicht mehr leisten, immer weniger Fläche zu haben. Wir Menschen können es uns nicht mehr leisten, jeden Tag in Deutschland 60 Hektar Fläche zuzubetonieren. Wir brauchen diese Flächen für Biodiversität und vor allem brauchen wir sie für die Nahrungsmittelerzeugung.“

Werner Gottstein, Regionalverbandsvorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Der Flächenverbrauch nimmt in Baden-Württemberg stärker zu. Speziell durch Straßenbau, Gewerbegebiete und Wohngebietsausweisungen. Das muss dringend gestoppt werden. Wir müssen Wege finden, den Flächenverbrauch zu minimieren.“

In den letzten zwei Jahrzehnten wurden die gemeinsamen Interessen von Landwirten und Naturschützern immer deutlicher. Viel Zeit wurde mit Beratungen an „Runden Tischen“ verbracht. Leider stießen ihre Mahnungen kommunal- und landespolitisch auf taube Ohren. Gemeinsam mit Ostalb-Landrat Pavel stellte man im Jahr 2003 nach zwei Jahren Arbeit die Veröffentlichung „Flächen schonen“ vor, die auf den Rathäusern weitgehend ignoriert wurde. Bereits im Jahr 2006 gab  CDU Ministerpräsident Günther Oettinger das Ziel „Flächenverbrauch Null“ aus, das 2021 von der Grün-Schwarzen Landesregierung erneuert wurde mit dem Zieldatum 2035. Als Zwischenschritt soll der Flächenverbrauch im Land laut Koalitionsvertrag auf 2,5 Hektar   pro Tag heruntergefahren werden -mehr als halb soviel wie aktuell.

Bis zum Sommer werden landesweit Unterschriften gesammelt, damit das Thema im Landtag fundiert beraten wird und sich die Politik endlich diesem Zukunftsthema ernsthaft  zuwendet.

Die  Forderungen auf einen Blick:

• Gesetzliche Verankerung von verbindlichen Obergrenzen für den Flächenverbrauch, die die Reduzierung auf zunächst 2,5 Hektar pro Tag und bis 2035 die Netto-Null garantieren

• Einführung von höheren Mindestbaudichten in Regionalplänen

• Besserer Schutz fruchtbarer Böden vor Überbauung

• Schaffung sogenannter überörtlicher Gewerbeflächenpools als Grundlage der Zuweisung neuer Gewerbeflächen

• Beschleunigung des Photovoltaik-Ausbaus auf bereits versiegelten Flächen und Gebäuden

• Genehmigung aller Flächennutzungspläne nur noch durch die Regierungspräsidien

• Unterstützung der Kommunen bei der Innenentwicklung durch bessere rechtliche Rahmenbedingungen und ein Netz von Agenturen für Innenentwicklung

Im Erdgeschoss des Aalener Torhauses, Gmünder Str.9, gibt es eine Unterschriftenstation.
Ausgefüllte Formulare können auch in den Briefkasten des BUND geworfen werden.

Weitere Informationen: www.laendle-leben-lassen.de

mensch_copy_webAndreas Mooslehner, Andreas Wenzel telefon_copy_web BUND 07361 5559773 oder per eMail