Wege aus der Konsumfalle: Alle zwei Jahre ein neues Handy?

Jedes Jahr werden eine Millarde neue Smartphones produziert – die meisten landen bald wieder im Müll, ein ordnungsgemäßes Recycling findet in vielen Ländern nicht statt. Andreas Mooslehner vom Bund für Umwelt und Naturschutz BUND gab in seinem Vortrag im Aalener Um-Welthaus Tipps für Konsumenten und stellte Forderungen an Hersteller und die Politik.

Moderne Smartphones mit Touchscreen, die neben dem Telefonieren eine Vielzahl von Funktionen wie Fotografieren und Filmen sowie internetbasierte Kommunikations- und Multimediaanwendungen anbieten, gebe es seit 2007. Ermöglicht wurde dies vor allem durch den technischen Fortschritt bei der Miniaturisierung der Komponenten. Zum Vergleich zeigte der Referent ein palm-basiertes Gerät aus dem Jahr 2000, bei dem diese Funktionen nur durch einzelne einsteckbare Erweiterungsmodule realisiert werden konnten.
Die Leistungsfähigkeit einzelner Komponenten sei seit 2007 zwar von Jahr zu Jahr gestiegen, bahnbrechende Neuerungen jedoch ausgeblieben.

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Viele funktionsfähige Smartphones wanderten schon nach 24 Monaten in den Müll, weil neue Anwendungsprogramme durch veraltete und nicht updatefähige Betriebssysteme nicht mehr unterstützt würden, der Akkuwechsel und Reparaturen zu teuer sei oder beim Kunden der Wunsch zur Anschaffung eines neuen Modells geweckt werde, das in der Realität oft nicht wesentlich leistungsfähiger sei.
Umweltbelastungen und Rohstoffverbrauch könnten wesentlich verringert werden, indem die Nutzungsdauer durch bessere Kundeninformation, politische und konstruktive Maßnahmen mindestens verdoppelt werden.

Der vorzeitige Neukauf werde durch die Hersteller aktiv gefördert, indem der Zugang zu Ersatzteilen erschwert, diese meist nur zwei Jahre erhältlich wären oder Reparaturdienstleistungen überteuert angeboten würden.
Das es anders geht, zeige das sogenante „Fairphone“ das nicht nur gerechtere Bedingungen bei Rohstoffeinkauf und Produktion anstrebe, sondern auch leicht und kostengünstig vom Nutzer repariert oder aufgerüstet werden könne.

Jedes Produkt müsse künftig erweiterte Produktinformationen enthalten, die für den Kunden vor einer Kaufentscheidung wichtig seien: Die voraussichtliche Lebensdauer der Hardware, transparente Informationen zu Kosten von Reparaturen und Ersatzteilen, sowie die garantierte Dauer von Betriebssystems-Updates.

 

Bild : Handpring Visor Prism mit Stifteingabe aus dem Hahr 2000 mit Erweiterungsmodulen zum Telefonieren, Fotografieren, WLAN, Bluetooth etc.