Ameisen-Weltrekord auf dem Härtsfeld

Vortrag von Robert Sauer beim BUND Aalen im Um-Welthaus

Nach Begrüßung der ZuhörerInnen durch Carl-Heinz Rieger vom BUND Aalen stellte dieser die mögliche Streckenführung der im Bundesverkehrswegeplan eingebrachten B29-Südvariante und deren Autobahnzubringer zur A7 vor. Dabei machte er deutlich, dass diese Straßenplanung ein Frevel gegen die Natur, insbesondere in den Landschaftsschutzgebieten Kugel-und Ebnater Tal mit der weltweit einmaligen Ameisenstadt und dem Naturschutzgebiet Dellenhäule bedeuten würde. Der Referent des Abends, Robert Sauer aus Aalen-Waldhausen, konnte die Vortragsgäste mit wunderschönen, zu allen Jahreszeiten entstandenen Bildern des bekannten Naturschutzgebietes Dellenhäule mit seiner einzigartigen Ameisenstadt bei Beuren auf dem Härtsfeld begeistern. Das Naturschutzgebiet Dellenhäule, ein ehemaliger Hutewald, der einst von den Bauern als Wald-Viehweide genutzt wurde und den angrenzenden, im Winter heute noch sichtbaren Flächen der früheren Wechselfelderwirtschaft, welches heute vom Schäfer beweidet wird, beherbergt so manche Raritäten der Pflanzen-und Tierwelt. Einige davon zeigt Robert Sauer davon auf, wie zum Beispiel Silberdistel, Küchenschelle, verschiedene Orchideen, Perlmutfalterarten, Scheckenfalter, Widderchen, aber auch seltene Grashüpferarten, wie Heide-Grashüpfer oder Wiesen-Grashüpfer.

Doch dann die Ameisenstadt: Nahezu 30 verschiedene Ameisenvölker der Gattung der Wiesenameisen konnten wissenschaftlich festgestellt werden. Den größten Anteil bilden die gelben Wiesenameisen. Darunter sogar drei Sklaven- und eine Raubameisenart.

Dabei leben die einzelnen Völker in sich geschlossen und autark und haben nur sehr selten Kontakt zur Außenwelt. Sie halten sich Wurzelblattläuse, die einen zuckerhaltigen Saft ausscheiden, der den Ameisen als Nahrung dient, also eine vollendete Symbiose.

Drei Rekorde der Ameisenstadt am Dellenhäule lassen aufhorchen, so Robert Sauer: Waren solche Gebiete auf dem Härtsfeld und auf der Alb früher weit verbreitet, ist die Ameisenstadt am Dellenhäule in ihrem Ausmaß heute wohl eine der letzten Flächen im Land, und die Größte, zumindest in Mitteleuropa !. Das Vorkommen wurde 2005 von Dr. Bernhard Seifert vom staatlichen Museum für Naturkunde in Görlitz und von Studenten verschiedener Universitäten als das „stärkste bekannte Vorkommen in Mitteleuropa“ eingeschätzt. Die Dichte von 437 gezählten Ameisenhügeln auf einer Testfläche von 25 x 25 Quadratmetern, welche Robert Sauer für die Wissenschaft ausgesteckt und ausgewertet hatte, bezeichnet der anerkannte Experte als „ein Weltrekord an Ameisendichte“. Das entspricht gut 70 Nestern auf 100 Quadratmetern. Hochgerechnet auf einen Hektar bedeutet das für das Dellenhäule: circa 400 Millionen Arbeiterinnen leben hier auf einem Hektar und haben gut 327 Kubikmeter oberirdisches Hügelvolumen angelegt. Leider, so abschließend Robert Sauer, sei diese einmalige, von Wanderern, Skilangläufern und Erholungssuchenden beliebten Naturlandschaft nun von einer unsinnigen ‚Straßenbauplanung akut gefährdet.